Es ist eher selten, dass ein ausgewachsener Universitätsprofessor mit leuchtenden Augen dabei zusieht, wie ein Haus abgerissen wird; vor allem dann, wenn dieser staubige Akt nicht Platz für den Neubau eines Institutsgebäudes schaffen soll. Noch seltener ist es, dass ein Professor, dessen fachliches Interesse der Mikrobiologie und nicht dem Baustoffrecycling gilt, dabei selbst mit Hand anlegt. Und doch ließ es sich Prof. Arne Rodloff nicht nehmen, am 9. Januar 2018 im Panitzscher Ortskern den ersten Baggerbiss (oder besser -stuppser) zum Abriss des Gebäudekomplexes Hauptstraße 16 vorzunehmen.
Rodloff hatte sich im Gemeinderat seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten dafür eingesetzt, das marode Gehöft zu beseitigen. Am 8. Juni 2016 stimmten die Mitglieder des Borsdorfer Gemeinderates nach eingehender Diskussion mehrheitlich für den Abriss, um Platz für einen öffentlich zugänglichen Dorfanger zu schaffen. Nachdem die Gemeinde Borsdorf im vergangenen Jahr die Fördermittelzusage für das Vorhaben erhalten hatte, wurde der Abriss ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielt die Leipziger BT Bau-Transport GmbH. Deren Chef Claus Wüsteneck wies Arne Rodloff kurz in die Bedienung des Abrissbaggers ein, ehe der Professor dem alten Gemäuer zu Leibe rücken durfte. Allerdings währte das fröhliche Baggern nur kurz, denn unter dem Motto “Lass mal die Profis ran” nahm Claus Wüsteneck bald selbst wieder im Führerhaus Platz. Dem Baggerfahrschüler stand das Grinsen allerdings noch einige Minuten im Gesicht …
Geschnitztes Fachwerk, Fresken oder andere historisch bedeutsamen Funde wurden beim Abriss bisher nicht gemacht. Sollten sich im Erdreich Zeugnisse der Panitzscher Ortsgeschichte verbergen, bleiben diese auch weiterhin dort: Die Abrissgenehmigung umfasst lediglich den oberirdischen Teil der Bauwerke, wie’s darunter aussieht, geht (vorerst) keinen was an. -ad
* Wer die Vorlage für diese platte Überschrift, den Kollegen Presslufthammer-B-B-Bernhard, nicht kennt, kann hier etwas dazulernen. Let’s (Torf-)rock.